Wir sind viel

In letzter Zeit stolpere ich immer wieder über ähnliche Beiträge. Ich meine diese Beiträge, in denen betont wird, dass „wir“ glücklich sein können, dass wir gesund sind. Und das dringend dabei belassen müssen.

Anschließend folgen etliche verschiedene Lebensmodelle. Jedes scheint das Beste zu sein.

Die gehen meist mit dem „Work-Life-Balance“ und Achtssamkeits-Wunsch und den daraus resultierenden verschiedenen Einstellungen einher.

Vorangegangener Satz ist total wertfrei zu betrachten. 🙂

Ich frage mich dann, wer „wir“ sind und außerdem, wie Gesundheit definiert wird und auch, warum anscheinend davon ausgegangen wird, dass nur Gesunde die Biträge lesen.

Wer ist gesund?

Ich werde dann immer etwas nachdenklich, frage mich was Gesundheit ist. Bei mir scheint es erstmal ganz plakativ: „Dass ist die, die Multiple Sklerose hat. Die ist schwerkrank.“ Schon beim Schreiben muss ich ein wenig grinsen. So wie jeder sich selbst schon immer kennt – wir laufen schließlich seit wir laufen können als wir (immer in Entwicklung) herum, ist das natürlich auch bei mir. 😉 Bei mir mischte sich dann, als ich noch sehr jung war, eine chronische Krankheit dazu – wirbelte mein Leben richtig auf. Blöd. Und immer mal (sehr) anstrengend. Aber es gibt auch Schlimmeres.

Ich erlebe einige Sachen, die einige Menschen nicht erleben. Schon das klingt doch komisch? Geht ja jedem so. Ich habe es oft schwerer als andere. Wobei ich auch hier finde, dass man das nicht so einfach sagen kann. Viele finden manche Sachen oder Situationen in die sie geraten – ohne chronische Erkrankung –  schon super anstrengend und steinig, die ich dann ganz easy annehmen würde.

Ich muss mich immer mal mehr anstrengen. Meine Maschine funktioniert nicht immer einwandfrei. Sowohl während akuter Schübe, als auch einfach so. Mein Nervensystem hat einiges durch. Ich gehe durch Extreme. Manchmal stelle ich mir vor, dass mein Ausgangspunkt der Normalzustand ist. Dass alle (immer mal) die verschiedenen Symptome im Alltag oder Schübe haben. Kribbeln – Nadelstiche in irgendeinem Bereich des Körpers, Koordinationsstörungen, Konzentrationsstörungen, Taubheitsgefühle und Gleichgewichtsstörungen, Fatigue usw. Ich kenne das alles mittlerweile seit Jahren. Es ist nichts Neues mehr für mich. Ich fühle mich also ganz normal.

Es ist für mich das ganz normale Leben.

Das alles merkt kaum jemand, neben mir. Und trotzdem gehöre ich zu den Kranken. Und da beginnt das Problem, diese Engstirnigkeit für mich. Ist derjenige, der jetzt langsam Geheimratsecken bekommt krank? Hat ja nicht jeder. Oder – die Eine, die im Sommer immer niest, weil sie eine Pollenallergie hat. Die ist aber krank. Nicht so stabil. Die hat eine Pollenallergie. Das ist dann ja eine geschwächte Frau. Oder der Junge der lispelt, der hat einen Sprachfehler. Das ist auch irgendwie anders. Anders sind wir alle. Ich kenne auch viele Beamte, Bürokauffrauen, Verkäufer… die sind auch alle krank. Die haben alle STRESS. Auch tragisch. Stress ist eine gefährliche Sache. Daran kann man sterben. 😉

Worauf ich hinaus will: Wir sind alle grundverschieden. Auch die, die sich ähneln unterscheiden sich. Das fängt beim Aussehen an, geht dann tief ins Innere. Es gibt keinen Prototyp Mensch. Keinen idealen Lebensweg. Kein allgemeines „Life-Style non PlusUltra“. Keine Perfektion. Oder nein – ich meinte: Alles ist perfekt!

Das macht’s so toll hier. Finde ich. Vielfalt – auf allen Ebenen.

Um wieder zum Anfang zu skippen. Ich finde, dass jeder so glücklich ist, wie er es sein möchte. Ich finde auch, dass jeder so gesund ist, wie er sich fühlt und, dass jeder sein Leben so schwer oder leicht empfindet, wie er sich entscheidet. Natürlich ist es hilfreich, dass es für unterschiedliche Ausgangspunkte auf dieser Welt, Namen gibt. Multiple Sklerose ist der Name der chronischen Krankheit, die mich vor vielen Jahren heimsuchte. Aber ich bin sehr dagegen sich über Dinge oder Situationen zu definieren. Ich sehe uns alle als eine Summe aus allem was wir an – und in uns hereinlassen möchten, gemischt mit einer Kelle von Dingen, die wir uns nicht aussuchen können. Das integrieren wir dann in unser Leben. Wir sind ja der Boss.

Aber das, was uns ausmacht, ist nicht nur eine Sache. Und nicht nur eine Sache bestimmt, wie wir drauf – ob wir glücklich sind.

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… Zwischendurch mit Katzenbabys spielen …

Ich beobachte sehr viel und sehe ganz viel, was mir gefällt und ganz viel, was mir nicht zusagt. Mir sagt zum Beispiel nicht zu, wie hackfressig (pardon) und schnellebig viele Mitmenschen unterwegs sind. Für mich persönlich ist das nichts.  Höher, schneller, weiter. Warum? Ist ja wie eine Droge. Je mehr Zigaretten ich rauchte, desto mehr brauchte ich. Es wird nicht entspannter, wenn vieles so schnell nicht mehr genügt. Das ist für mich etwas krank. Lass‘ mal in Bewegung bleiben und uns im Moment treffen 😉

Ich kriege eine Gänsehaut vor Dakbarkeit zu sehen, dass Menschen dankbar für ihre Gesunheit sind. Das ist das Schöne an diesen Posts. Ich lese Wertschätzung. Da bin ich total pro! Ganz sicher ist es vor allem auch einfach einfacher, wenn man keine klar definierte Krankheit hat. Da sollte man sich wirklich dran erfreuen. Aber überall wo Krampf mitspielt, spielt für mich auch ein Spritzer Krankhaftigkeit mit ein. Breiter-fächern, könnte man das Ganze also, finde ich. Denn – ich bin doch nicht seit 2005/2006 unglücklich und mein Leben ist auch nicht weniger schön oder wert, weil ich eine chronische Krankheit habe. 🙂

Wie beschränkt diese Leute denken, finde ich. Die Mitte des Tellers… Siehe in meinem vorangegangenen Blogpost.

Ach ja. Und was ist eigentlich mit der Psyche? Mental Health. Ab wann überschreitet jemand Grenzen? Die Psyche ist ein Teil der Gesundheit. Ich zum Beispiel, finde es over the top, dass einige Menschen jetzt Self-Tracking machen. Meine Meinung. Aber das kann ich doch nicht einfach bestimmen. Ich persönlich empfinde eben keinen Reiz an der Vorstellung, sich kontinuierlich und extrem optimieren und kontrollieren zu wollen. Diese moderne Hochleistungsgesellschaft… Ich finds eigentlich nur anstrengend und nicht erstrebenswert. Alles muss immer perfekt funktionieren…

Ich mach das anders. Vielleicht ja grade auch, weil ich weiß, dass man an (manchen) Sachen sowieso nicht festhalten kann. Das ist glaube ich mein O-Ton. Wenn ich verkrampft festhalte, binde ich mir meinen eigenen Strick. Schnell zieht dann viel an mir vorbei und ich merk’s gar nicht.  Aber total jedem das Seine, ich möchte jeden so sehen, wie er leben möchte. Wenn du wirklich damit glücklich bist. Das finde ich toll. Ich darf mir meine Meinung bilden, aber niemanden grundlos verurteilen oder stupide irgendwo einordnen. Leute sollen machen, was Leute machen wollen. Wenn wir das tun, sind wir eine tolle Gruppe, finde ich.

Ich bin froh und glücklich und jeden Tag dankbar für mein Leben.

Jeder hat mal schlechtere oder anstrengende Phasen oder ist mal nicht in absoluter Feier – oder Feinabstimmung. Normal. Aber daran kann man immer etwas ändern. Zufrieden sein. Glücklich und dankbar sein. Das finde ich super erstrebenswert. Damit kann man sich ein Leben lang beschäftigen… 😉

Es geht doch einfach nur um die innere Haltung – die dann entscheidend für das Außen ist. Ob nun mit oder ohne STEMPEL Krankheit.

Für mich ist krank oder gesundsein nicht so einfach abzustempeln, wie für viele andere Menschen. Ich fühle mich beispielsweise gesünder, als so manche Menschen die ich treffe. Weil ich viel bin. Wir sind viel. Ich möchte nicht tauschen.

Fühlst du dich wohl? Dann ist alles gut… 🙂

Menschen sind so facettenreich. „Was von was“ bist Du denn?

Deine Haarfarbe? Dein geiler Body? Dein Masterbrain – dein NC? Deine Cellulite? Deine chronische Krankheit? Deine Arbeit – dein Job? Deine DNA? Deine Herkunft? Die Hälfte deiner Mum und deines Vaters? Dein Schulabschluss? Deine Aggros? Deine Freude? Deine Idee – jetzt grade? Deine Gedanken?

Ja.

Facettenreich sind wir. Vielfältig.

Dazu gehören schlechte Laune, Happy-Faces oder einfach mal Ruhe.

Auch Glücklichsein bedeutet für mich persönlich nicht, die ganze Zeit grinsend durch die Gegend zu rennen. Mich bringt ebenso das harte Leben näher an mich heran. 🙂

Für mich ist das alles Einstellungssache: Eine Haltung zu Dir selbst, dem Leben und der Welt. (Wow. Zack. Ein kleiner Reim).

aha

Intakt. Hm… aha. Und: ALLE? Ehrlich? Okay. Und wer entscheidet jetzt was wann intakt ist…? Nicht alles ist total eindeutig. Funktionieren… puuuuuh. Und was ist mit meiner kleine Cousine? Die hat 11 Finger, nicht 10. Ist die jetzt gesünder, weil sie mehr Finger und somit mehr Teile/Organe hat, die intakt sein können? Was ist mit dem einen Typen, der einfach nicht den Ton trifft beim Singen… ? Nicht so intakt… Wäääh. Das ist so kompliziert. Man muss mich schnell optimieren. Ich scheine abzudriften… 😉

… Eine Haltung zu Dir selbst, dem Leben und der Welt …

Manchmal stresst es mich, wenn mein Körper kribbelt und manchmal ist es mir egal und fällt mir kaum auf. Es kommt darauf an, was ich daraus mache.

Ich glaube ich schreibe das hier alles, weil ich nicht finde, dass das Leben eine simple Rechnung, mit klarem Ergebnis ist. Viele Wege führen nach … 

1+9=10; 5+5= 10; 11-1=10; 6+4=10 … 4+6 aber auch = 10

Die ganze Welt, Wir – sind ständig in Bewegung. Voll schön und inspirierend. Ich lasse mich ständig inspirieren, von dieser Vielfalt hier. Bin gespannt was noch kommt. Ich habe Visionen und ich liebe das Leben. 😀 Und dann – ja, dann ist das Leben plötzlich leicht.

Gerne würde ich mehr glückliche Menschen treffen. Gesunde Menschen 😉 ? Menschen, die das nicht auf irgendein Setting beziehen. Ich finde das alles viel zu kompliziert gedacht.

Zum Glück, kenne ich echt viele. 😀

Das ist schön.

Liebe an Euch.

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Ich hörte beim Schreiben: // Bon Iver –  22, A Million & The Antlers – Familiars //

 

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Glitzer auf die Karte

Heute hat mich ein online Artikel, über den ich auf Facebook gestolpert bin, sowas von aufgeregt, dass ich dazu Stellung nehmen musste:

Schrecklich.
Für mich fangen sie schon hier an – grundlegende Probleme der Gesellschaft. Ich sage das nicht nur, weil ich selbst betroffen bin, sondern, weil das meine Einstellung, mein Charakter, meine Meinung ist. Viele da draußen sehen Menschen mit MS einfach nur als „Schwer – & unheilbar krank“ an. Punkt. BOOM. Schrecklich. Ja – bockt übertrieben nicht, aber jeder Lebensweg fängt erstmal mit der Polung im Kopf an.

Ich muss sagen, ich kenne wenige Menschen auf der Welt, die so extrem viel lachen wie ich. Das war bei mir schon immer so. Laaaange vor der Diagnose. Schon als Baby fiel das auf. Anscheinend nervt meine fröhliche Art sogar einige da draußen 😂 Wie oft ich schon erklären musste, warum ich so fröhlich bin. 😂

Ähhhhh?! Stempel. „Das ist doch nur Fassade!“. Stempel.
Chronisch krank = WEINE AB JETZT DEN GANZEN TAG UND SEI DEPRESSIV?! Furchtbar. Das ist meine Art. Fertig. Für mich ist das der Normalzustand.


Klar, das hier kommt von der BILD, aber es is überall derselbe Käse. „Fröhlich TROTZ chronischer Krankheit.“ …… „OBWOHL….“….“Respekt!“

Für mich geht das eher mit einer Diskriminierung einher. Mein Leben wird ja dadurch abgewertet?! Haha?! Hallo? Mein Leben bockt total! 😂
Ganz ehrlich, der eine hat Akne, der andere hat augenscheinlich erstmal gar nichts, beschwert sich aber am laufenden Band und der andere hat leider MS bekommen. Bleibt scheiße, klar, aber jeder hat es wirklich selbst in der Hand. Ich fände ja Aufklärungen über die Krankheit sinnvoller, als zum 1000. mal kack „angeteaste Mitleidstouren“ oder das Gerede darüber, „ob das Leben dann noch lebenswert ist“.


MS ist absolut kein Zuckerschlecken und es ist nachvollziehbar, dass die Krankheit auch depressiv machen kann oder, dass es mal depressive Episoden gibt, aber hallo? Das Leben ist dadurch nicht wertloser oder gar für ’n Arsch. Wir alle können so viel selber entscheiden und umsetzen, aber gewisse Karten werden einfach verteilt. Ganz ehrlich. #hartaberizzo Dann sollte man die annehmen und weiter Partyfeiern und gucken, wie das mit dem „der Weg ist das Ziel“ weitergehen kann. Finde ich. Oder: Glitzer auf die Karte. Ganz einfach. Nicht jeder kriegt das hin. Dann können wir ja/sollten wir —> verstehen und helfen. So wie die Ladys in dem Bericht zum Beispiel  

Aber …
„…. Diagnose der Hoffnungslosigkeit.“?! Wow!
Erklärt doch lieber was über diese Diagnose (die alleine sagt echt wenig aus) und knallt nicht immer die abgefucktesten Sätze dahin, um ne Story zu machen. Scheiße. 😡
Ein Mensch mit MS ist wie jeder andere. ANDERS. Jeder ist nämlich anders. Und jeder entscheidet, wie er/sie unterwegs ist.
Der eine hat super wenig Gepäck, der andere mehr. Der einen wiegt schon das leichte Gepäck zu viel. #allesistrelativ
Einander helfen und interessiert sein ist so wichtig. Dazu wäre ein ordentlicher Bericht über den Ausgangspunkt gut. 😶

 

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Okay. Und jetzt schnell IngwerOrange, bitte!

 

 

 

Mein erster „Vlog“ ist fertig!

Nachdem ich gelernt habe was ein VLOG ist, habe ich mal einen gemacht. 😉

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Ich hab Lust mit euch einen Austausch zu starten. So können wir uns annähern. Ich fühle mich irgendwie dazu berufen in Punkto MS aufzuklären. Wahrscheinlich weil ich mit der Zeit einen (für mich) ganz guten Umgang mit der Krankheit gefunden habe.

… und dann sehe ich immer wieder, dass es ganz viele traurige MS Betroffene Menschen da draußen gibt… oder verwirrte Angehörige. Und das macht dann wiederum mich traurig.

Wenn wir uns alle besser verstehen würden, dann könnten wir besser zusammenwachsen & eine bessere Gemeinschaft und Gesellschaft sein. Gewisse Umstände des Lebens können wir nicht selbst wählen, also kann auch keiner etwas für einen solchen Umstand. Also „Schicksal-Kram“ und so.

Wie man drauf ist, was man tut und sagt ist hier natürlich nicht gemeint. Das kann ja schließlich jeder selbst steuern… ;-)…

Die Tochter eines Nazis muss kein Nazi werden oder bleiben. (Schon gar nicht heutzutage…).

Aber manche Sachen passieren einfach. Und die sind dann da. Und dann muss man damit umgehen. So wie in diesem Fall eben mit einer Erkrankung.

Vielleicht seht ihr, dass ich in das YouTuben erstmal reinwachsen muss. Hehehe.

Watch: MS ist vielseitig – ich auch – Begrüßung

Viel Spaß und gerne meinen YouTube Channel MS ist vielseitig – ich auch! abonnieren.

Bald kommt das erste Thema.

#stayhappybelucky